Kreisgruppe Lindau des BUND Naturschutz wird 50 Jahre alt
50 Jahre engagierter Einsatz für die Lebensqualität und die Schönheit der Natur in Stadt und Landkreis Lindau: 1971 wurde die Kreisgruppe Lindau des BUND Naturschutz (BN) in Lindenberg gegründet. Eigentlich sollte es deshalb dieses Jahr ein großes Fest geben, doch wirklich planbar war das im Frühjahr pandemiebedingt leider nicht und wurde deshalb auf nächstes Jahr verschoben. Doch ganz sang- und klanglos soll der Gründungszeitraum nicht verstreichen.
Zur Feier dieses Jubiläums besuchten am 12. Juli der Landesvorsitzende des BN, Richard Mergner, und der Landesbeauftragte, Martin Geilhufe, die Bayerische Gartenschau und die BN-Kreisgruppe Lindau. „Ich freue mich, mit welcher Leidenschaft, Mut und Hartnäckigkeit sich die Ehren- und Hauptamtlichen der BN-Kreisgruppe Lindau für den Schutz von Natur und Umwelt eingesetzt haben und weiter einsetzen“, so der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner.
Dabei zeigt die Kreisgruppe den beiden ihren Auftritt auf der Gartenschau, der den Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit des BN in diesem Jubiläumsjahr darstellt. „Wir sehen in Gartenschauen eine einmalige Chance, BesucherInnen, die Umweltbelangen aufgeschlossen gegenüberstehen, über zentrale Anliegen des Natur- und Artenschutzes zu informieren und ihnen zu verdeutlichen, dass auch sie ohne großen Aufwand einen wirksamen Beitrag dazu leisten können. Auch die Kreisgruppe Lindau hat dies mit Ihrem Konzept der Naturdetektive, Mitmachaktionen und Ausstellungen hervorragend umgesetzt“, so Mergner.
Claudia Knoll und Meinrad Gfall, die beiden Geschäftsführer der Gartenschau heben ebenfalls das große Engagement der Kreisgruppe mit dem Ausstellungsbeitrag, den Mitmachaktionen und dem bunten Klassenzimmer hervor. Geschäftsführerin Claudia Grießer und Gebietsbetreuerin Isolde Miller erläutern ihr Konzept unter dem Motto „Naturdetektive unterwegs vom Berg zum See“, in dem der Bogen vom Allgäu zum Bodensee gespannt wird. Symbolisiert wird diese Verbindung vor allem zu den Satellitenstandorten in den Tobeln Hausbachklamm und Scheidegger Wasserfälle durch den Felsen, aus dem ein munterer Wasserfall in den Teich als symbolischen Bodensee plätschert. Wechselnde Ausstellungen im Pavillon bieten immer wieder Neues Anschauungsmaterial: Von der neuen Ausstellung zum Naturraum Bodensee über Wanderausstellungen des BN zu Themen wie „Freund Baum“, „Wilde Pflanzen“ oder „Tatort Garten“ bis zur Moorausstellung der Allgäuer Moorallianz wird ein breites Spektrum abgedeckt.
„Unsere Angebote im bunten Klassenzimmer sind komplett ausgebucht und wir bekommen äußerst positive Rückmeldungen“, freut sich Grießer, die für dieses Programm verantwortlich zeichnet. Auch die Führungen zu den Satellitenstandorten, die Miller anbietet, werden sehr gut angenommen. Vor allem freut die Hauptamtlichen, dass sich durch die Gartenschau viele neue Ehrenamtliche gefunden haben, die sich hier bei der Standbetreuung und den Mitmachaktionen einbringen. „Von unseren etwa 2000 Mitgliedern im Landkreis haben sich viele Interessierte auf unsern Aufruf zur Mithilfe gemeldet. Außerdem haben wir zwei fleißige Bundesfreiwillige, die auf der Gartenschau engagiert mitwirken,“ ergänzt Grießer.
Mit der Präsentation zeigt die Kreisgruppe auch, dass sie sie seit ihrer Gründung im gesamten Landkreis tätig ist und die unterschiedlichsten Aufgaben eines Naturschutzverbandes wahrgenommen hat, wie der Rückblick über die 50 bewegten Jahre deutlich macht.
Dass die Gründung der Kreisgruppe am 7. Juli 1971 in Lindenberg erfolgte, lag daran, dass sich ein Kreis von Naturbegeisterten in Lindenberg gefunden hatte, um für den Erhalt der Artenvielfalt in den Lindenberger Moore einzutreten. Aus dieser Zeit kann auch das einzige noch lebende Gründungsmitglied der Kreisgruppe, Dr. Wolfgang Dietlein aus Lindenberg erzählen: „Steter Tropfen höhlte dort den Stein und 17 Jahre später wurde das Waldseegebiet als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.“ Max Emmerich war der erste Vorsitzende der Kreisgruppe. Er wurde 1977 von Reinhard Sieber abgelöst, der dieses Amt 10 Jahre lang innehatte. Große Bauprojekte waren in dieser Zeit geplant. Einige konnten unter Mitwirkung des BN verhindert werden, wie die A 98 durch das malerische Allgäu oder die Bebauung am Wäsen im Landschaftsschutzgebiet am Bodenseeufer als einer der größten Erfolge.
Ab 1987 wurde dann Erich Jörg zum 1. Vorsitzenden der Kreisgruppe gewählt. Nach über 30 Jahren ist er im Dezember 2019 plötzlich verstorben. „Dass er heute nicht mehr dabei sein kann, betrübt uns sehr.,Er hat sich schon im Sommer 2019 mit Planungen für eine große Feier beschäftigt und sich sehr darauf gefreut“, so Dr. Maximilian Schuff, sein Stellvertreter, der noch immer kommissarisch den Part des Vorsitzenden übernimmt. Corona hat im letzten Jahr eine Mitgliederversammlung und damit Neuwahlen verhindert.
So hat natürlich ein Vorsitzender wie Jörg, der so lange an erster Stelle stand, die Arbeit der Kreisgruppe maßgeblich geprägt und eine große Lücke hinterlassen. „Doch euer Engagement ist ungebrochen – wie man in euren vielen Presseveröffentlichungen und vor allem an diesem Auftritt auf der Gartenschau sehen kann,“ so der Landesbeauftragte Geilhufe.
„Wir sind mit den Aufgaben gewachsen“, ist Isolde Miller überzeugt – und fügt augenzwinkernd hinzu, dass sie die Kreisgruppe schon die Hälfte der Zeit begleite, denn seit 1996 sei sie als Hauptamtliche dort beschäftigt. Zuerst als Geschäftsstellenleiterin, und ab 2003 auch als Gebietsbetreuerin mit einer Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds. Die Geschäftsführung gab sie 2015 an Claudia Grießer ab und ist jetzt ausschließlich als Gebietsbetreuerin für die Moore, Tobel und das Bodenseeufer unterwegs. In diesen Lebensräumen betreibt sie Öffentlichkeitsarbeit, erstellt Kartierungen oder – ein neues Glanzlicht in der Kreisgruppengeschichte – erreichte auf BN-eigenem Grund in der Rohrachschlucht die Ausweisung des ersten und einzigen Naturwaldreservats im Landkreis.
Claudia Grießer ist in der Geschäftsstelle für die weitere Verbandsarbeit zuständig – vom Amphibienschutz über Umweltbildung zu den unzähligen Stellungnahmen zu Bauvorhaben, Anfragen, Mitgliederbetreuung und vieles mehr. Seit etlichen Jahren ist die Kreisgruppe auch Einsatzstelle für den Bundesfreiwilligendienst. „Die meist jungen Leute arbeiten sich auf allen Ebenen gut ein und sind eine große Entlastung für die Geschäftsstelle,“ freut sich Grießer.
Klassischer Artenschutz, wie die alljährlichen Amphibienschutzmaßnahmen im ganzen Landkreis, die Renaturierung des Hagspielmoores von 2008 bis 2012 und das erst kürzlich fertiggestellte Interreg-Projekt für Kleingewässer sind Themen, die den Lindauer Naturschützern am Herzen liegen. Ein Schwerpunkt sind auch die Streuobstbestände im Landkreis: Apfelsaftprojekt, Streuobstausstellung, Streuobstwanderwege, ein Biodiversitätsprojekt zum Streuobst und die Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband zur Pflege der Bestände. Für dieses große Engagement hat Umweltminister Torsten Glauber dem Vorstandsmitglied Birgit Mäckle-Jansen im letzten Jahr sogar die Auszeichnung „Grüner Engel“ verliehen, da sie dies als Obstbaubaumeisterin vorangebracht hatte.
Die Kreisgruppe hat nicht nur Erfolge zu verbuchen, „das liegt an unserer Intention – wir wollen bewahren, schützen und den hohen Wert unserer Heimat erhalten, vom Landschaftsbild zum Artenschutz. Dass man da auch aneckt und verlieren kann, muss man ertragen,“ so Maximilian Schuff. Es gebe jedenfalls keinen Grund zu verzagen oder aufzuhören, die Stimme zu erheben. „Ihr könnt die Schönheiten der Natur vermitteln und seid trotzdem das grüne Gewissen in der Stadt und im Landkreis Lindau! Macht weiter so, der Landesvorstand ist stolz auf die Kreisgruppe Lindau, die vor Ort die Menschen mitnehmen kann“, lobt Richard Mergner zum Abschluss das Engagement der Lindauer BN-ler.