Städte brauchen Bäume
Als oft letztes Stück Natur haben Bäume in der Stadt eine besondere Bedeutung. Sie filtern verschmutzte Luft, produzieren Sauerstoff, speichern und verdunsten Wasser und verbessern so das Kleinklima, indem sie Temperatur und Luftfeuchtigkeit regulieren. Für viele Tierarten, wie Eichhörnchen, Fledermäuse und Vögel, bieten sie Schutz, Futter und Lebensraum, allerdings können nur gesunde Bäume diese Funktionen in vollem Umfang erfüllen. Da ein Baum in der Stadt oft mit viel weniger Platz auskommen muss als an einem natürlichen Standort, ist die Versorgung mit Wasser, Luft und Nährstoffen meist miserabel. Außerdem wird der Boden durch befahren und betreten zu stark verdichtet, die Wurzeln können bei Grabarbeiten beschädigt werden und das Wasser ist im Winter mit Streusalzen belastet. Die höhere Temperatur zwischen den Gebäuden, die geringere Luftfeuchtigkeit sowie Staub und Abgase machen Bäumen ebenfalls zu schaffen.
Um die Situation von Stadtbäumen zu verbessern, schlägt der BUND Naturschutz folgende Maßnahmen vor:
-Baumschutzverordnungen für Städte und Kommunen sollten zur Pflicht werden.
-Statt Tausalze sollten nur Abstumpfungsmittel bei Glatteis eingesetzt werden.
-Schutz der Baumscheibe vor parkenden Autos
-Verkehrsberuhigungs- und Wohnumfeldmaßnahmen bieten Gelegenheit, mehr Raum für Straßenbäume und Grünanlagen zu schaffen. Gleichzeitig wird so die Schadstoffbelastung durch Kraftfahrzeuge vermindert.
Auch jeder Stadtbewohner kann sich mehr um die Bäume kümmern:
-Das Auto so oft wie möglich stehen lassen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
-Beim Ein- und Ausparken in Alleen ungeschützte Baumscheiben nicht befahren.
-Wird die Baumscheibe des vor der eigenen Tür stehenden Baumes nicht ausreichend gepflegt, sollte selber Hand angelegt werden. In trockenen Frühjahr- und Sommermonaten sind Stadtbäume auf eine zusätzliche Bewässerung angewiesen.
-Optimal ist auch eine Bepflanzung mit bodendeckenden Blumen und Stauden. Robustes Efeu oder Immergrün sind gut geeignet.
-Selbst kleine Vorgärten können durch die Pflanzung eines Obstbaumes oder einer schmalkronigen Eberesche bereichert werden.
Der BUND Naturschutz berät Sie gern bei der Auswahl eines passenden Baumes. Der Einsatz lohnt sich, denn Bäume machen unsere Städte erst lebenswert.
Exoten im Stadtpark
In früheren Zeiten haben sich Adlige und wohlhabende Bürger gerne in ihre Parks Pflanzen aus allen Herren Ländern gepflanzt. So kam es, dass Bäume aus allen Erdteilen in Europa eine neue Heimat fanden.
Heute sehen wir daher in den für die Öffentlichkeit zugänglichen Parks viele schöne und beeindruckende Baumarten, die es bei uns nicht in der freien Landschaft gibt.
Araukarien aus Chile, Mammutbäume aus Nord-Amerika oder Zimt-Ahorn aus China
Auch in Lindau finden sich viele Bäume, die ursprünglich nicht in Mitteleuropa heimisch waren. In der Oskar-Groll-Anlage finden wir zum Beispiel eine Araukarie, den Taschentuchbaum, Atlaszedern, den Gingko oder den Silberahorn.
Araukarie
Dieser beeindruckende Nadelbaum kommt ursprünglich aus Chile und wurde dort von der indigenen Bevölkerung, den Mapuche, als heilig verehrt. Araukarien gab es schon in der Zeit der Dinosaurier, wir kennen Versteinerungen, die fast 200 Millionen Jahre alt sind. Seine eiweiß- und fetthaltigen Samen werden geerntet und zu leckeren Speisen verarbeitet. Sie schmecken nach einer Mischung aus Kartoffel, Erdnuss und Mandel. Die spiralig angeordneten Nadeln machen ihn unverwechselbar. Seine Rinde kann bis zu 14 cm dick werden und so ist der Baum gegen Waldbrände gut geschützt - besonders praktisch, da er in seiner Heimat Chile in einer Region mit vielen Vulkanen wächst. Dort leben Exemplare, die bereits 1000 Jahre alt sind und in einem Nationalpark besonders geschützt sind.
Atlaszeder
Die Heimat der Atlaszeder ist das nordafrikanische Atlas- und Rif-Gebirge. Dort stehen auch sehr alte Exemplare, der Baum kann bis 900 Jahre alt werden. Schon in der Antike wurde das Holz verwendet und in Nordafrika wird sein Holz zum Schnitzen von Schmuckpaneelen verwendet. Besonders anregend gilt der Duft des Holzes, es soll Kraft und Selbstvertrauen schenken. Im alten Ägypten wurde das Zedernholz für die Einbalsamierung der Toten genutzt. Heute ist es ein wichtiger Rohstoff in der Parfüm-Industrie.
Gingko
Auch der Gingko ist eine uralte Baumart: schon vor 300 Millionen Jahren gab es sie auf der Erde und damals war er auch noch in Europa heimisch. Doch während der Eiszeit hat der Gingko nur in China überlebt und ist daher bei uns nicht mehr heimisch. Da er aber seither seine Form nicht verändert hat, wie wir aus Fossilien erkennen können, wird dieser Baum auch als "lebendes Fossil" bezeichnet. Er ist zweihäusig, das heißt, die männlichen und weiblichen Samenanlagen finden sich auf verschiedenen Bäumen. Da seine essbaren Samen unangenehm nach "Schweißfüßen" riechen werden bei uns meist nur männliche Bäume gepflanzt. Der Gingko ist sehr robust gegenüber Luftverschmutzung und ist daher ein idealer Stadtbaum. Da ein Gingko den Atombombenabwurf in Hiroshima überlebte gilt er seither in Japan als Symbol der Hoffnung.
Taschentuchbaum
Der aus China stammende Baum wurde 1904 nach Europa gebracht und hat seinen Namen von den weißen Hochblättern, die seine Blüten umgeben und die wie herabhängende Taschentücher aussehen. Diese Blüten kann man aber meist erst nach zehn Jahren erstmals sehen, daher ist Geduld angesagt, wenn man diese exotische Schönheit in seinem Garten pflanzen will. Nach der Blüte entwickelt sich eine an einem Stil herabhängende Steinfrucht, die ein wenig an eine Walnuss erinnert. In seiner Heimat wächst der Baum in feuchten Mischwäldern. Auch der Taschentuchbaum gehört zu einer sehr alten Baumfamilie, den Tulepobäumen, die am ehesten mit unseren Hartriegelpflanzen verwandt sind.
Silberahorn
Dieser aus Nordamerika stammende Baum ist durch die silbrig glänzende Blattunterseite bekannt. Diese gab dem Baum bei uns auch den Namen Silber-Ahorn. In seiner Heimat wächst der Baum in Feuchtgebieten und Auwäldern. Seine Knospen sind bei Streifenhörnchen heiß begehrt. Bei uns ist er als Bienenweide überaus nützlich. Besonders bekannt ist der Silberahorn auch als Lieferant des zuckerhaltigen Baumsaftes, der wie sein naher Verwandter der Zucker-Ahorn, Grundlage für den beliebten Ahornsirup ist. Er ist ein robuster Baum und daher für das städtische Umfeld mit hohem Anteil an Luftschadstoffen sehr geeignet. Allerdings wird er in der Stadt nur etwa 80 Jahre alt - im Freiland dagegen 130.