Herbstzeit ist Streuobstzeit!
Der BUND Naturschutz informiert Schüler bei Streuobstschulwochen
Was ist eine Streuobstwiese? Wie viele verschiedene Tierarten leben dort? Und ganz wichtig: Wie kann ich die Streuobstwiesen schützen?
Solche Themen beschäftigten die über 500 Schüler (von Lindau bis Stiefenhofen) und Lehrkräfte bei den vom BN in den vergangenen Wochen durchgeführten Streuobstschulwochen. Mit Claudia Grießer, Geschäftsstellenleiterin des BUND Naturschutz Lindau und Dr. Gabriele David, Bundesfreiwillige, tauchten die Schüler in die Welt des Streuobstes ein. Unterwegs waren sie auf verschiedenen Streuobstwiesen in Lindau, Lindenberg, Simmerberg und Wasserburg. Die Streuobstwiesenbesitzer stellten dafür ihre Grundstücke zur Verfügung, um auf die Vielfältigkeit und die ökologische Wertschätzung der Streuobstwiesen aufmerksam zu machen. So lernten die Kinder viel über die Apfelsorten, deren Erhalt, die verschiedenen Baumarten und die in diesem besonderen Lebensraum vorkommenden Tierarten. Ein Schwerpunkt lag auf der Unterscheidung von konventioneller Obstplantage und Streuobstwiese. Dies wurde durch ein Spiel anschaulich dargestellt: Die Kinder sollen sich wie die Bäume in den Obstplantagen aufstellen und ganz eng nebeneinander stehen, so konnten sie hautnah diue Unterschiede wahrnehmen. „Ich hätte niemals gedacht, dass die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese so faszinierend ist“, so Sabine Schäfer, Sachbearbeiterin bei der BN-Kreisgruppe, die erstmals bei den Führungen dabei war.
Als gelungenen Abschluss gab es für jeden Schüler leckeren Apfelsaft vom Streuobstwiesenprojekt des BN, mit dem Kauf dieses Saftes können die Streuobstwiesen weiter erhalten werden. Dank der Spende der Lindauer Fruchtsäfte durften die Kinder nach dem Genuss dieses besonderen Apfelsaftes ein Glas mit nach Hause nehmen.
Unser "Grüner Engel" hat uns verlassen

Die BN-Kreisgruppe Lindau trauert um Birgit Mäckle-Jansen, die über viele Jahre das Wirken der Kreisgruppe mitgestaltet hat. Sie war die treibende Kraft in allen Dingen, die das Thema Streuobst betroffen haben. Begonnen hat dies mit dem BN-Apfelsaft-Projekt zum Erhalt der Streuobstwiesen, das kontinuierlich gewachsen ist und mittlerweile nicht nur für 128 Streuobstwiesenbesitzer eine Partnerschaft mit BN und Safthersteller bedeutet, sondern auch deren Streuobstwiesen dauerhaft gesichert hat. Doch damit nicht genug – ihre Stärke war es, zu sehen, was zusätzlich wichtig ist, um diese Perlen der Kulturlandschaft zu bewahren. Sammelbestellung für ortstypische Hochstammsorten, Schnittkurse für die Pflege der Bäume als praxisnahe Ergänzung waren ihre Art, mit allen Beteiligten im Kontakt zu bleiben und sie zur Bewahrung dieser Kleinode zu motivieren. Öffentlichkeitsarbeit in Form von Broschüre, Wanderausstellung, Veranstaltungen und Streuobstwanderwegen im ganzen Landkreis und Kooperationen mit anderen Akteuren – überall, wo es um das Thema Streuobstwiesenschutz geht, hat sie ihre Spuren hinterlassen. Für diese Verdienste wurde sie 2020 von Staatminister Thorsten Glauber mit dem „Grünen Engel“ ausgezeichnet. Sie hätte die Projekte rund um den Streuobstpakt gerne weiter mit vorangetrieben und mit ihrem unerschöpflichen Fachwissen bereichert. Schließlich kannte sie jeden Obsthochstamm im Landkreis persönlich.… Doch dazu ist sie leider nicht mehr gekommen.
Doch schon vor ihrer Zeit beim BN zeigte sie Ihre Affinität zum Nachhaltigkeitsgedanken und zum Naturschutz, ja, hat sie in vielen Aktivitäten gelebt. „Trennt und wiederverwertet Abfälle sorgsam – TUWAS“ hieß der Verein, in dem sie schon lange, bevor die Politik es erkannte, für Müllvermeidung, Mülltrennung und Kompostierung eintrat. Das erfolgreiche Volksbegehren „Das bessere Müllkonzept“ gab ihr und ihren Mitstreiter*innen recht. Im Zweckverbandsgebiet des ZAK wurden zeitnah fast alle Grundsätze des Volksbegehrens umgesetzt, der Verein TUWAS löste sich auf und „vererbte“ nicht nur sein Vermögen, sondern auch sein Vorstandsmitglied dem BN. Birgit Mäckle-Jansen führte seit 2003 die Kasse der BN Kreisgruppe mit einem wachsamen Blick auf die Finanzen, aber dem richtigen Gespür für sinnvolles Wirtschaften im Sinne des Verbandes. Ohne sie wäre die Kreisgruppe Lindau des BN um vieles ärmer – wir verlieren nicht nur Fachkompetenz in Sachen Streuobst und eine gewissenhafte Schatzmeisterin, sondern vor allem auch einen wunderbaren Menschen und eine gute Freundin.
Unser Streuobst-Apfelsaftprojekt
Entwicklung des Apfelsaftprojektes
Jahr | Teilnehmer | Erntemengen |
2010 | 80 | 174,39 |
2011 | 87 | 294,41 |
2012 | 97 | 291,07 |
2013 | 101 | 144,19 |
2014 | 105 | 345,67 |
2015 | 107 | 124,55 |
2016 | 114 | 337,38 |
2017 | 115 | 22,15 |
2018 | 122 | 570,71 |
2019 | 123 | 59,18 |
2020 | 124 | 430,76 |
2021 | 126 | 37,98 |
2022 | 128 | 180,34 |
2023 | 126 | 26,49 |
Verkaufsstellen
Viele Einkaufsmärkte oder Getränkehändler mit regionalem Bezug führen unseren Streuobst-Apfelsaft. Wenn nicht, fragen Sie danach!
Sicher erhalten Sie ihn im Werksverkauf der Lindauer Bodensee Fruchtsäfte GmbH in 88131 Lindau (B).
Hochstamm-Sammelbestellung wieder im Herbst 2024
Apfelsaftprojekt
In den Herbstmonaten September und Oktober fand wieder die Obstannahme für das Apfelsaftprojekt des BUND Naturschutz mit der Lindauer Bodensee Fruchtsäfte GmbH statt. Dabei werden an zwei Tagen in der Woche von unter Vertrag stehenden Landwirten Äpfel zu den Annahmestellen in Hergatz und Schwatzen gebracht. Der für die Äpfel gezahlte Preis ist höher als der für konventionelle Mostäpfel, im Gegenzug verpflichten sich die Obstbauern die Qualität der Ware und den Erhalt ihrer Streuobstwiesen zu garantieren, sowie nicht chemisch zu düngen und zu spritzen. Auf diese Weise wird die natürliche Artenvielfalt dieser Lebensräume geschützt und gleichzeitig die schonende Bewirtschaftung unterstützt. Der aus Streuobst hergestellte Apfelsaft ist in 1-Liter-Glasflaschen mit Etikett der Lindauer Bodensee Fruchtsäfte GmbH und des Bundes Naturschutz im ab sofort wieder im Getränkehandel erhältlich.
Das Lindauer Apfelsaftprojekt ist eine Erfolgsgeschichte. Beteiligt sind zwischenzeitlich über 100 Bauern des Landkreises von Sigmarszell bis Gestratz mit 2000 hochstämmigen Apfelbäumen, die Lindauer Bodenseefruchtsäfte GmbH und die BN-Kreisgruppe. Auf Anregung der Kreisgruppe reichte die Herstellerin den Apfelsaft bei der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) zur Prämierung ein. Ergebnis: Der Apfelsaft ohne Zucker und Konservierungsstoffe wurde 2010 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Ein Qualitätsbeweis von höchster Bedeutung! Wir gratulieren der Firma in Schönau recht herzlich, danken aber auch den vielen Bauern, die zu diesem Projekt stehen, die Bäume nicht spritzen, bei höherem Aufwand aber mehr Geld erhalten. Dadurch werden wertvolle Lebensräume gesichert und erhalten. Ein Dankeschön aber auch an unsere Schatzmeisterin und Obstbaumeisterin Birgit Mäckle-Jansen. Sie bildet das organisatorische Scharnier in dieser Dreiecksverbindung.

Der Streuobstanbau hatte im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft sowie durch das Bau- und Siedlungswesen wurden jedoch Streuobstwiesen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark dezimiert. Heute gehören sie zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas.