Einsatz gegen das Indische Springkraut im Hagspielmoor und in den Lindenberger Mooren
In Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu organisierte die Gebietsbetreuung Allgäuer Moore, Tobel und Bodenseeufer des BUND Naturschutz in der letzten Woche mehrere Arbeitseinsätze zur Eindämmung des Indischen Springkrauts in besonders schützenswerten Biotopen.
An zwei Vormittagen beteiligten sich in den Lindenberger Mooren rund um den Waldsee dank dem Engagement des Vereins „Freunde satt Fremde“ auch mehrere Asylbewerber an dem Einsatz. Weitere Unterstützung erhielt die Aktion von der Stadt Lindenberg, welche den Helfern sowohl Arbeitsmaterial und eine Brotzeit zur Verfügung stellte, als auch den Abtransport der entfernten Pflanzen übernahm.
Zeitgleich betätigten sich freiwillige Helfer auch im Hagspielmoor an der Eindämmungsaktion. Das gerupfte Springkraut wurde aus der Schutzzone getragen und an mehreren Stellen rund um das Moor gesammelt. Der anschließende Abtransport des Grünguts erfolgte mit der Unterstützung des Marktes Scheidegg.
„Bei den Lindenberger Mooren und Hagspielmoor handelt es sich um ökologisch besonders wertvolle Flächen. Durch gezielte Springkrautrupfaktionen kann ein Vordringen der Neophyten in eben diese empfindlichen Bereiche verhindert und somit zum Erhalt der spezialisierten Pflanzenwelt in den Moorlandschaften beigetragen werden,“ erklärte die Gebietsbetreuerin Isolde Miller. „Weitere Aktionen in den kommenden Wochen sind bereits in Planung, wer Lust hat uns zu unterstützend darf sich gerne mit uns in Verbindung setzen.“
Springkrautaktion in Weißensberg
Am vergangenen Wochenende haben sich mehrere BUND Naturschutz–Mitglieder, darunter Kreisvorsitzender Erich Jörg, zu einer zweistündigen Springkrautaktion in der nordöstlichsten Ecke der Gemeinde Weißensberg nahe Pechtensweiler getroffen. Ziel war es das BN-eigene Grundstück von 1,5 ha vom Indischen Springkraut zu befreien. Bei der Fläche handelt es sich um einen Hochmoorkomplex. Es soll verhindert werden, dass diese aggressiv wachsende Pflanze die heimischen Arten in diesem Biotop verdrängt. Das Springkraut hat sich an den Rändern des Moores, besonders an einem Wassergraben, stark ausgebreitet. Die Helfer des Bundes Naturschutz haben die Pflanzen nun beseitigt. Zwei Anhänger voll Rupfgut wurden zur Grünkompostanlage nach Schwatzen gebracht. Die Kreisgruppe Lindau des Bundes Naturschutz hat das Grundstück im Jahre 1989 gekauft. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine weitere Biotopfläche, die in Besitz der Gemeinde Weißensberg ist. Hier war in Teilbereichen in den 1980er-Jahren eine Tank- und Rastanlage geplant. Kommune und BUND Naturschutz gemeinsam wollten durch den Kauf dieser Sperrgrundstücke die Rastanlage verhindern, was auch gelungen ist. „So viel Gemeinsamkeit war nicht immer“, merkt Kreisvorsitzender Erich Jörg mit Blick auf Auseinandersetzungen in der jüngsten Vergangenheit an.
Da die kleinsten Springkrautpflänzchen schwer zu erkennen sind und deshalb nicht zu voller Gänze ausgerupft werden können, ist es notwendig, die Aktion in drei bis vier Wochen zu wiederholen.
Neophyten Probleme aus sicht des Naturschutzes
Das Indische Sprinkraut im Landkreis Lindau
Das sogenannte drüsige "indische" Springkraut, das sich an Ufern von stehenden und fließenden Gewässern, in Wäldern, an den Waldrändern und in Feuchtbiotopen schnell ausbreitet, sieht zwar sehr schön aus, ist aber sehr gefährlich, weil es einheimische Pflanzen verdrängt und auch der Erosion Vorschub leistet.
Das Indische Springkraut ist einjährig. Es breitet sich deshalb so schnell aus, wei seine Samen sechs Jahre keimfähig sind, die den Winter überstehen und im April wieder keimen. Im Mai setzt auf nährstoffreichen Böden ein rasches Höhenwachstum ein (bis zu 2,5 m), das mit dem Beginn der Blüte im Juli abgeschlossen ist. Da bei hohem Samenvorrat - 2000 Samen pro Pflanze - bis in den Sommer hinein immer wieder Samen keimen, entstehen stufig aufgebaute Bestände mit unterschiedlich alten und großen Pflanzen, die gestaffelt zur Blüte kommen. Troz kurzer Blütezeit und Samenreife der Einzelpflanze kann dadurch ein Bestand über Monate hinweg blühen und Samen produzieren.
Die Nahverbreitung erfolgt sehr effektiv durch den Schleudermechanismus der Früchte, der die Samen 6 - 7 m weit streut. Die Fernverbreitung erfolgt durch Fließgewässer, in welchen die Samen rasch absinken, mit dem Geschiebe transportiert und bei Hochwasser wieder an Land gespült werden. Intensive Räumung an kleinen Fließgewässern schafft offenen Boden und damit Platz für das Springkraut. Häufig wird die Pflanze aber auch durch den Menschen mit samenhaltigem Erdmaterial oder durch Deponieren von Jätgut aus Gärten verschleppt.
Das Springkraut führt zu einer Verarmung der Begleitvegetation, verdrängt die ufersichernde Vegetation und hinterlässt so nach seinem Absterben im Herbst offene, ungesicherte, erosionsgefährdete Uferstellen.
Bienen und Hummeln bevorzugen den qualitativ besseren Pollen des Springkrauts, da dieser einen höhenwertigen Zucker besitzt, der intensiver riecht und schmeckt.. Die Folge davon ist, dass Pflanzen, die im Umkreis von mehreren Kilometern um eine Springkrautkolonie wachsen, weniger Samen ausbilden wegen ausgebliebener Befruchtung.
Gebietsbetreuerin Isolde Miller veranstaltet jedes Jahr Springkraut-Rupfaktionen mit Schulklassen, um dieser Plage Herr zu werden. Leider ist dies nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, denn sobald eine Springkrautkolonie vernichtet ist, entsteht schon die nächste einige Meter weiter.
Wir möchten deshalb an dieser Stelle sämtliche Waldbesitzer, Bauern, Privatleute etc. aufrufen, das Springkraut auf dem eigenen Gelände zu vernichten. Ohne Ihre Mithilfe wird das Springkraut die Oberhand gewinnen und sämtliche einheimische Pflanzen verdrängen!!!
Sie können uns auch gerne mitteilen, wenn Sie neue Springkrautgebiete entdecken. Wir freuen uns auf jeden Hinweis!